Zitat von sct im Beitrag #15

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Echt? Ihr hattet Wind? Wann seid ihr denn gefahren?

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Hi, zum Ferienbeginn. Normalerweise kriegen wir dieses Zeitfenster nicht, da das Eltern mit schulpflichtigen Kindern vorbehalten ist und unsere sind schon gross. Aber diesmal hat es gepasst. Wenigstens konnte man schon mal in der Ostsee baden, ohne sich alles abzufrieren. Dafür waren die Häfen merklich voller. Mit einem Hubkieler ist das jedoch kein so grosses Problem.

Also ich bin dieses Jahr 43 Mal den Wannsee hoch und runter gefahren. Insgesamt weit über 700km.

Ist ja auch ein tolles Revier. Zum Ende der Reise waren wir auch mal wieder da, leider an einem vollkommen windstillen, brüllend heissen Tag. An der Pfaueninsel schön gebadet und danach Chaos auf der Wasserstrasse - die Nacht zuvor hatten wir Gewitterneigung und erste Blitze am Lehnitzsee und mussten uns kurz bevor es losging, mit einem Vollpfosten anlegen, der sich mit seiner riesigen Motoryacht in meinen Ankerkreis gelegt hat, in zu erwartender Windrichtung direkt vor uns und dort sein Grundgeschirr samt Kette exakt auf Wassertiefe abrauschen liess.
Seine Kette von der Ankerrolle senkrecht nach unten. Sonst wird ja der Anker so dreckig, wenn man den in den Modder steckt.
Ich weiss nicht, welche Bootsfahrschulen solchen Leuten die Scheine ausstellen.

Wird schon halten, was will der Blödmann da auf seinem Kleinkreuzer...erstmal ein Gläschen Champus mit seiner Luxustussie und dann den grossen Fernseher an, ist ja so langweilig sonst...

Gewitter zog dann spektakulär vorbei und als der Typ mitbekam, was eine Jantar in Vorgewitterböen an ihrer Ankerleine veranstaltet, hat er sich nur gewundert und als er dann geschnallt hat, dass sich seine tonnenschwere Yacht irgendwie doch auf uns zubewegt, eben weil mein Anker hält und seiner nicht, ist er doch lieber abgehauen.
Davor war das in dessen Dummschädel aber nicht reinzubekommen, dass wir vermutlich nicht das gleiche Schwojverhalten haben werden. Der wollte das wohl erst sehen.

In dieser Nacht ist der Blitz in die Schleuse Klein Machnow eingeschlagen und hat die Elektronik entschärft. Weiss man ja nicht, wenn man sowas baut, dass es ab und zu Gewitter geben kann.
Man kann auch Berufsschiffahrt und Freizeitkapitäne nicht informieren, dass man es gerade geschafft hat, die komplette Wasserstrasse lahmzulegen.
Aber so ist das in der dicken Stadt. Vermutlich hatte der Blitz auch gleich ins ELWIS eingeschlagen, den das elektronische Informationssystem der Wasserstrasse wusste das erst zwei Tage später.
Wir haben es von anderen Wassersportlern erfahren, praktisch direkt vor der Schleuse.


Immer vom Stößensee nach Kladow oder Pfaueninsel und zurück. Einmal waren wir sogar bis zum Krampnitzsee, haben da übernachtet und sind am anderen Tag wieder zurück gefahren.

Vor 2 Jahren zu Pfingsten sind wir mal kurz entschlossen ins Nachbarrevier gerutscht, da haben wir das auch gemacht.
Segeltechnisch hat die Havel als grösstes der drei hauptstädtischen Segelreviere klar die Nase vorn, übernachtungstechnisch ist es nicht so der Brüller. Ist auch zu voll.
Na warten wir es mal ab. Vielleicht kriegen die hier irgendwann doch den Grossfluchhafen fertig und dann kommen wir alle zu euch.
Bislang ist es ja gelungen, die allerhärtesten Flughafengegner direkt in Aufsichtsrat und Bauleitung zu platzieren. Aber ich schätze mal, irgendwann merkt das einer.

Zur Havelklassik sind wir auch gerne im Havelrevier, natürlich nicht mit einer Jantar. Zu modern, zu GfK, obwohl sie ja auch bald ein Klassiker ist.

Ein anderes Mal vor der Pfaueninsel übernachtet wo nacht 03:30Uhr in Höhe Nauen ein Gewitter aufzog und ich betete dass das nicht zu uns kommt. Es zog dann glücklicherweise nach Norden weiter.

Irgendwann erwischt es jeden. Wahrscheinlich mehrmals.
Ist schon beeindruckend, wie sich Natur anfühlen kann, wenn man live dabei ist, statt bei Arte Geo auf der Fernsehcouch.

Aber bis zur Ostsee werden wir es wohl nie schaffen.

Ja, langsam rantasten. Wir haben uns auch erst nicht getraut und wollen es jetzt nicht mehr missen.
Nicht nur das Revier ist so ganz was anderes, auch die Segelei in Seegewässern ist eine ganz andere Liga.

Das Abenteuer beginnt am Ende der Mole.

Meine Freundin hat gerade frisch den Segelschein gemacht und bräuchte da noch Übung

Ja, wahrscheinlich. Ich verrate mal ein Geheimnis - bis ans Ende deiner Tage wirst du noch dazulernen und Übung brauchen, bei ALLEM.
Man kann es nicht aus Büchern lernen, aber auch das ist so ziemlich bei allem so.

Aber fürs nächste Jahr - dein Wannseerevier ist an etliche, herzallerliebste Nachbarreviere angeschlossen.
Um genau zu sein, ist es damit Teil von Europas grösstem, zusammenhängenden Binnenrevier überhaupt.

https://www.deutschlands-seenland.de/

Hier mal was für nassmatschige "Winter"-Abende zum reinblättern. Ist ein bisschen Tourismusschischi, ohne gehts eben nicht, aber als Revierüberblich garnicht so schlecht. Vor allem kannst du auch gut zwischen den Zeilen lesen,, wo du NICHT hinfahren solltest, jedenfalls nicht mit einem Segelboot.

https://www.urlaubsnachrichten.de/2010/0...uf-einen-blick/

Hier, was sich lohnt, na die Klassiker halt. Wissen nur viele nicht, dass sie das direkt vor der Haustür haben.
So von wegen 700 km auf der Berliner Havel rumgeeiert.
http://www.jollenkreuzer-charter.de/inde...ionen/downloads

In 3 Wochen kannst du wunderbare Wasserwanderungen machen, Region Scharmützelsee, die Mecklenburger Klein- und Grossseeen bis zur Müritz oder eine der schönsten Flusslandschaften Deutschlands - die Oder - runterrutschen und auf Haff, Peenestrom und Achterwasser schon mal richtig viel Wind und Welle kennenlernen, ohne direkt auf der See zu sein und das alles auf eigenem Kiel, ohne zu trailern.
Es gibt keinen plausiblen Grund, x mal das Hausrevier rauf- und runterzujagen.

Für uns war viele Jahre an der Peenemündung Schluss, meist wetterbedingt, denn der Greifswalder Bodden kann ein richtiger Hexenkessel werden. Genau wie Haff, Müritz oder Achterwasser, nur eben nochmal eine Schippe drauf. Aber da hatten wir auch noch ein Schwertboot. Mit dem waren wir auch schon auf See, allerdings nur bis bft 4 und das kann sich ja schnell mal ändern.

Für die Jantar haben wir uns entschieden, weil wir beides wollten, die Agilität und das sportliche Segeln eines Binnenbootes und alles das, was sie an Seegenen mitbringt und das ist reichlich.
Wird unterschiedlich beurteilt, ich weiss das, auch unter Jantarianern, aber wir haben unsere persönlichen Grenzen in einem Seesturm getestet und ich muss sagen, sie hat ein tolles Seeverhalten. Ist ein sehr erwachsenes Boot von einem sehr erfahrenen Konstrukteur und das merkt man schnell.

Sie hat ihre Macken, da ist sie gerne für die eine oder andere Überraschung gut, speziell beim Anlegen leistet sie gerne ihren Beitrag zum Hafenkino, aber wenn man das weiss, kann man ja ein paar Standardmanöver im Jantarstyle fahren, halt anders als die anderen.

und zudem habe ich ja jeden Sommer nur 3 Wochen Urlaub am Stück.
Wie wir alle.
Auch da gibt es Möglichkeiten, schon mal vor dem Urlaub das Boot zu verlegen oder es nach dem Urlaub noch liegenzulassen und die Überführung zu verlagern. Das macht auch Spass. Ist so ein bisschen wie Nach- oder Vorurlaub.

Sicher, es dauert gute 3 Tage, bis man an der Müritz ist oder in Stettin - du schaffst es in 2 Tagen, da du strategisch günstig liegst. Aber das ist ja keine verlorene Zeit, sondern Urlaubsbeginn und gehört ja schon zur Reise dazu.

Mit unseren schnellen Wagen haben wir uns angewöhnt, aus dem hektischen Leben loszuballern und uns erst dann im Urlaub zu wähnen, wenn wir uns durch den Reisestau gemeisselt haben.
Ganz falsch.
Wer den Bootsurlaub als Entschleunigungszeit sieht und das ist er eindeutig - vergiss, was du vorhattest und was du schaffen wolltest - das Wetter sagt, wann und wo es langgeht und nichts anderes - der kann auch gleich Ruhe geben und die Hektik im Büro lassen oder wo man sonst die nötige Kohle fürs Segeln verdient.

Sich selbst runterzufahren bedeutet, bei einer Bootsreise beginnt der Urlaub, wenn du die Leinen loswirfst und beim Trailern ist es nicht anders. Hier ist nur das Geheimnis, antizyklisch zu fahren.
Ist doch genial, wenn man sich früh am Startpunkt der Bootsreise beim Dorfbäcker erstmal mit einem feinen Käffchen belohnt, wenn man schon in der Ostsee baden war, bevor überhaupt der Hafenmeister wach ist. Kein Stau, keine hektischen Bremsmanöver, kein Berufspendlerwahnsinn, nur entspanntes cruisen. Pausen, die Nacht spüren, sich endlich unterwegs fühlen. Nachts ist auch das Radioprogramm irgendwie anspruchsvoll.
Ist so ähnlich wie beim Fernsehen.

Und ja, es war größtenteils heiß, aber Wind war keiner.
Wir hörten davon.
Das ist in Küstenregionen anders. Totale Flaute ist seltener als Hafentage, bei denen die schwer rollende See gegen den Wellenbrecher donnert. Aber auch das ist fantastisch, wenn man nicht grade draussen vor dem Wellenbrecher ist.

Ich erinnere mich an etliche Flauten wo ich nur unter Maschine raus gefahren bin und mich von aussen an der Badeleiter festhaltend, meiner Freundin zugeguckt habe, wie sie bei der Segelschule Hering trainierte.

So sind die bei Herings - immer an die Kunden denken... Was genau hat sie denn da trainiert?
Aber auch da lernt man ja was für die erste Flauteregatta - stillsitzen! Nicht quatschen! Nicht atmen!

Klingt vielleicht so, aber ehrlich, ich will niemanden überzeugen, jetzt auch noch an die See zu fahren, weil soooo viel Platz ist da nun auch nicht. Nö, bleibt mal lieber alle zuhause.

VG Eric

p.s. Nichts gegen Flaute im Heimatrevier, gibt echt himmlische Momente :-)